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Abschleudern - Varroabehandlung - Einfüttern - Kunstschwarmbildung
Mitte des Monats steht meist die letzte Honigentnahme an und da es keine zu erwartende Massentracht mehr gibt, kommt die die Zeit der Sommerbehandlung der Völker.
Die erste Varroabehandlung mit 60% Ameisensäure steht an und danach beginnt die Einfütterung. Wir haben auch die Möglichkeit jetzt noch unsere Völker mittels
Kunstschwarmbildung zu vermehren und gleichzeitig für Wabenhygiene zu sorgen. Ein Kunstschwarm bedeutet einen völligen Neuanfang für die Bienen, denn sie werden
auf neue Mittelwände eingeschlagen, sind ohne Brut und erhalten eine neue begattete Königin. Auf diese Weise tauschen wir jetzt die alten Regentinnen aus und sorgen
dafür das nur junge Königinnen in unseren Völkern in den Winter gehen. Bei uns wird keine Königin älter als 2 Jahre, alles andere birgt das Risiko in der folgenden Saison
plötzlich ein weiselloses Volk zu haben oder das Volk weiselt still um und wir hätten dann nicht mehr unsere Edelköniginn im Volk sondern eine unkontrolliert begattete
Königin. Diese muß nicht schlecht sein, doch dies entspricht nicht unseren Wünschen und Zielen. Jetzt können wir noch Kunstschwärme erstellen, um unseren Bestand
zu erweitern aber auch zur Sanierung von Brutkrankheiten in den Völkern. Ein Kunstschwarm ist ein vom Imker künstlich herbeigeführter Schwarm, mit Bienen die eine neue
Zarge, neue Mittelwände, Futter und eine neue Königin bekommen. Hier gibt es genau wie bei einem Schwarm keine Brut und keine Honigvorräte, dass neu gebildete Volk
fängt ganz von vorne an.
Kunstschwarmbildung
Hier gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, wie wir einen Kunstschwarm bilden können.
Erste Methode ohne Kellerhaft aber neuer Standort nötig
. Neue Zarge auf einen neuen Boden stellen und mit Mittelwänden auffüllen
. Mittig die junge aber gekäfigte Königin unter festem Verschuß einhängen
. Darauf die Bienenflucht setzen
. Nun 3-4 Honigräume, die gut mit Bienen besetzt sind aufsetzen
. Das Flugloch schließen und so zusammengesetzt mindestens 4 km entfernt auf einen neuen Standort bringen, dort das Flugloch freigeben
. Am nächsten Tag werden die Honigräume abgenommen und die Honigwaben zum Schleudern entnommen
Was erreichen wir mit dieser Methode? Die Bienen in den Honigräumen fühlen sich schnell weisellos und verlassen durch die Bienenflucht den Honigraum, um zu der
im Brutraum eingesetzten Königin zu gelangen. Am zweiten Tag wird der Klipp des Königinnenkäfigs geöffnet und die Bienen werden die Königin schnell befreien.
Die Annahme der Königin ist sehr sicher, denn das Volk hat keine Möglichkeit sich eine neue Königin heranzuziehen, da es keine Brut gibt. Außerdem können die Honigwaben
bienenfrei entnommen werden, da die Bienenflucht eingestzt war. Nachteilig ist lediglich der Kraftakt mehrere schwere Zargen transportieren zu müssen.
Der Kunstschwarm kann sofort gegen die Varroamilbe behandelt werden, entweder mit 15% Milchsäure oder mit Oxalsäure, da es ja keine Brut im Volk gibt. Danach muß sofort
gefüttert werden, denn es gibt kein ausreichendes Trachtangebot mehr und im Volk befindet sich kein Futter.
Die zweite Möglichkeit der Kunstschwarmbildung mit Kellerhaft, nach 2 bis 3 Tagen Aufstellung am alten Standort möglich
Von verschiedenen Völkern werden Bienen aus dem Honigraum in die Kunstschwarmkiste abgefegt. Dafür Bienen aus den Honigräumen zu nutzen macht Sinn, denn erstens
muß nicht nach der Altkönigin gesucht werden und zweitens befinden sich auf den Honigwaben Bienen aller Altersstufen und diese brauchen wir. Es wird ein Bienengemisch
von gut 2,5 Kg jetzt im Juli benötigt, das entspricht in etwa der Masse von 8 vollbesetzten Honigwaben. Wir benötigen eine Kunstschwarmkiste mit einem Trichter, eine neue Zarge
mit Boden und Deckel, Mittelwände und eine Futtertasche mit Futtersirup oder Futterteig und eine begattete Königin im Zusetzkäfig, dazu noch eine Sprühflasche mit etwas Wasser
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Kunstschwarmkiste
Sie besitzt kein Flugloch, hat beidseitig große Lüftungsgitter damit die Bienen darin nicht verbrausen und einen Deckel.
Es werden von 8 Honigwaben die ansitzenden Bienen in die Kunstschwarmkiste abgefegt. Um das benötigte Gewicht bzw. die nötige Bienenmasse zu ermitteln, stellen wir
eine einfache Personenwaage unter die Kunstschwarmkiste. Ist das Gewicht von 2,5 Kg erreicht wird der Deckel aufgelegt und die Kiste in den Schatten gebracht. Nach etwa
einer Stunde ist das Volk sich seiner Weisellosigkeit bewußt und beginnt zu heulen, dies klingt wie ein starkes brausen und ist gut zu hören. Nun wir die gekäfigte Königin mit
festem Verschlußklipp unter den Deckel der Kunstschwarmkiste befestigt. Schnell bildet sich eine Bienentraube um die zugehängte Königin. Der Kunstschwarm wird jetzt für
2-3 Tage in Kellerhaft gebracht. Dies sollte ein dunkler und kühler aber nicht kalter Raum sein. Wichtig ist das die Bienen von Anfang an gefüttert werden, denn sie haben keinerlei
Vorräte. Deshalb wird eine Futtertasche mit Sirup zugehängt. Sollte man Futterteig verwenden muß dieser gegen Austrocknung mit etwas Folie oder Papier abgedeckt werden und
die Bienen zusätzlich ab und zu mit Wasser benetzt werden, damit sie den Futterteig verarbeiten können. Nach der Kellerhaft werden die Bienen in ihre neue Beute einlogiert.
Dies erfolgt am Abend wenn der Bienenflug nachläßt. Hierzu wird eine Zarge mit 4 Mittelwänden bestückt, die restlichen Mittelwände stellen wir zur Seite. Nun wird der Deckel mit
den ansitzenden Bienen vorsichtig angehoben und über der Lücke in die Zarge abgestoßen. Die Bienen fallen in die Zarge hinein, damit sie nicht alle sofort auffliegen, sprühen
wir einen feinen Wasserstrahl mit einer Blumensprühflasche auf die Bienen. Der Zusetzkäfig mit der Königin wird mit geöffnetem Verschuß in die Rähmchenmitte gehängt.
Nun vorsichtig die restlichen Mittelwände einhängen, die Futtertasche an den Bienensitz schieben und den Deckel auflegen.Das Flugloch wird bis auf 2 cm eingeengt um das
Volk vor Räuberei zu schützen. Die Bienen werden nun 8 Tage nicht gestört, danach nur kurz geöffnet um zu prüfen ob die Königin in Eilage gegangen ist und ob noch genügend
Futter vorhanden ist.
Kunstschwärme müssen unter ständigem Futterstrom gehalten werden, bis zum Erreichen der Winterstärke benötigen sie ca. 25 Kg Futtersirup.
Zuerst nimmt die Volksstärke leicht ab aber wenn die erste Brut nach 21 Tagen geschlüpft ist nimmt sie stetig zu.
Copyright ( © ) 2013 Text und Fotos Bettina Wehmeyer 2013 Bild 1 und 2 ( © )Gilbert Brockmann